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Fünf Gründe, weshalb eine Safari besser ist als der Besuch einer Game Lodge

Aktualisiert: 18. März 2020

Ich besuchte kürzlich in Südafrika die rund vier Fahrstunden östlich von Kapstadt gelegene Garden Route Game Lodge. Kaum hatten wir das Eingangstor passiert, trafen wir auf Springböcke und Weisschwanzgnus – ein herrliches Bild. Die Unterkunft war wunderbar in die Natur eingebettet und zudem sehr komfortabel. Am späten Nachmittag fand dann in einem offenen Geländefahrzeug ein Game Drive statt. Wir sahen diverse Antilopenarten, Zebras, Breitmaulnashörner, ja sogar ein Gepardweibchen mit einem Jungen. Am nächsten Morgen bekamen wir dann auch Elefanten und Löwen zu Gesicht. Alle Tiere wirkten gesund. Alles paletti also? Die Antwort lautet: ja, aber.

Ja: Ein Aufenthalt einer Game Lodge ist lohnenswert und ein gewaltiges Upgrade gegenüber einem Zoobesuch.

Aber: Wer glaubt, so Tiere in der freien Laufbahn zu erleben, befindet sich auf dem Holzweg.


Jede Game Lodge hat ihre Eigenheiten, aber all diese Touristeneinrichtungen haben eines gemeinsam: Die Tiere sind, wenn auch in riesigen Gehegen, eingezäunt. In der Garden Route Game Lodge sind die Elefanten aus Sicherheitsgründen von den Nashörnern abgetrennt. Die Löwen befinden sich gemeinsam mit ein paar wenigen Antilopen in ein einem eigenen Bereich und werden einmal wöchentlich gefüttert. Die ausgewachsenen Geparde tragen GPS-Halsbänder. Diese Massnahmen haben zur Folge, dass es für die Guides ein Leichtes ist, die Tiere aufzuspüren. Am Abend sind die Kunden zufrieden, weil sie auf ihrer Liste je nach Anbieter vier oder fünf Spezies der Big 5 (Büffel, Elefant, Leopard, Löwe, Nashorn) abgehakt haben und ihre Handybilder auf Facebook oder Instagram posten können.

Weshalb also sollte man in afrikanischen Nationalparks richtige Safaris unternehmen? Ich nenne aufgrund meiner Erfahrungen aus Botswana, Kenia, Namibia, Tansania und Uganda fünf Gründe:


1. Weil es reizvoll ist, beim Aufstehen nicht zu wissen, welche Tierarten man zu Gesicht bekommen wird. Nach drei Tagen und stundenlangen Fahrten durch die Steppe plötzlich Nashörner zu erspähen, löst ein ganz anderes Glücksgefühl aus, als wenn man auf die Dickhäuter stösst, kaum hat man das Eingangstor einer Game Lodge passiert.

2. Weil eine richtige Safari immer auch ein Abenteuer ist. Der Jeep kann im Sand oder Morast stecken bleiben. Oder es kann ein Umweg vonnöten sein, weil eine Elefantenherde auf der Schotterpiste steht und partout nicht Platz machen will. Jeder Kurzstopp zum Wasserlassen ist mit einem kleinen Adrenalinkick verbunden, schliesslich könnte sich ein Löwenrudel in der Nähe befinden.


3. Weil sich die Tiere in der Freiheit anders verhalten. Eine Giraffe schaut sich immer wieder um, bevor sie die Beine spreizen und den langen Hals Richtung Tümpel senken wird, um zu trinken. Denn in dieser Position ist sie verletzlich. Ein Strauss macht einen Tanz um das Weibchen, mit dem er den Akt vollziehen will. Es ist faszinierend, diese Geschöpfe zu beobachten.


4. Weil man meistens mehr Zeit hat. In einem privaten Reservat steht normalerweise zwei Stunden für den Game Drive zur Verfügung inklusive eines Sundowners (Apéro in der Wildnis). Da bleibt keine Zeit, sich ausgiebig mit den verschiedenen Tierarten zu beschäftigen. Elenantilopen sind sehr gross, aber auch sehr scheu. Auf all meinen Safaris habe ich zweimal ein paar dieser Tiere aus grosser Distanz gesehen. In der Garden Route Game Lodge lassen sich diese schönen Kreaturen durch die Touristen nicht stören, trotzdem hielt unser Guide, eine Frau, den Wagen für maximal zwei Minuten an. Einerseits musste sie wegen des Abendessens den Zeitplan einhalten, anderseits hatten die anderen Gäste nach einem Bild mit dem Mobiltelefon schon das Interesse verloren. Die Elenantilope gehört halt nicht zu den Big 5.

5. Weil die Natur immer wieder Überraschungen bereithält. Im grossartigen Ruaha-Nationalpark im Südwesten Tansanias waren wir beim Löwensex live dabei. Der Akt dauert keine fünf Sekunden. Weil unser Guide wusste, dass es normalerweise innert einer Viertelstunde zu einer Wiederholung kommt, gelang mir im zweiten Anlauf doch noch ein einigermassen brauchbares Foto. Während einer Flussfahrt im Murchison-Falls-Nationalpark in Uganda tauchte zwischen den Bäumen plötzlich ein Elefant mit abgerissenem Rüssel auf. Ein derartiger Anblick lässt einen zusammenzucken. Derartige Dinge erlebt man in einer privaten Game Lodge nicht.

Zum Einsteigen ist eine Game Lodge das Richtige, doch wer sich wirklich für die afrikanische Tierwelt interessiert, muss eine Safari unternehmen. Und diese sollte nicht nur zwei, drei Tage, sondern mindestens eine Woche dauern. Einerseits bietet sich so die Gelegenheit mehrere Nationalparks mit unterschiedlicher Vegetation zu sehen, andererseits hat man grössere Chancen, die Wunschtiere zu entdecken. Leoparden, Nashörner und andere rare Arten werden einem in der Wildnis nicht auf dem Tablett präsentiert.

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