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Autofahren in Wales: Nur kein Stress


Wer hat nicht schon mal statt des Blinkers den Scheibenwischer betätigt? Sich im Linksverkehr fortzubewegen, ist für Ungeübte eine Herausforderung – zumindest, bis das Hirn umgepolt ist, ist im Auto alles, was normalerweise unbewusst abläuft, mit anstrengender Denkarbeit verbunden.

Doch Linksverkehr ist nicht Linksverkehr. So wird in Wales anders gefahren als im benachbarten England; je weiter westlich man vorstösst, desto ausgeprägter sind die Unterschiede. In Wales ist zum Beispiel quasi niemand mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit unterwegs, und schon gar nicht schneller. Einerseits ist es aufgrund der Kurven und der Sichtverhältnisse gar nicht möglich, gefahrlos mit den ausserorts meistens erlaubten 60 Meilen pro Stunde (ca. 96 km/h) zu fahren. Auf den Strassen ist damit vielerorts «ARAF» und «SLOW» aufgepinselt; es ist dies zweisprachig die Aufforderung, langsam zu fahren. Andererseits nehmen es die Walliser gern gemütlich. Julie, meine nette B&B-Gastgeberin im Städtchen Criccieth, erzählt zum Beispiel, dass ihr Gatte, wenn er einen Kollegen kreuze, oft auf der Strasse anhalte und das Fenster runterlasse, um einen Schwatz zu halten. Hinter den beiden Wagen bilden sich dann kurze Schlangen, es käme aber niemanden in den Sinn, deswegen die Hupe zu betätigen. Oder fast niemandem. «Pressiert haben es hier nur die Touristen», sagt Julie und meint in erster Linie die Engländer.

Oft muss innerorts auch angehalten werden, weil das Kreuzen nicht möglich ist. Dort, wo keine gelben Streifen auf den Boden gemalt ist, darf nämlich parkiert werden. Das bedeutet, dass oft nur anderthalb Spuren zur Verfügung stehen. Überhaupt sind die Strassen insgesamt schmaler als bei uns. Bei der Bewertung eines Golfplatzes in Harlech schrieb ein Amerikaner jammernd, auf den zweispurigen Strassen bei der Anfahrt sei nicht einmal für einen Wagen genügend Platz vorhanden. Das war in diesem Fall massiv übertrieben, aber es gibt gerade in den Randregionen viele Strassen, die ein Kreuzen nur an ausgewiesenen Orten erlauben. Es kann daher schon mal vorkommen, dass 100 Meter rückwärts zu fahren ist. Das ist in Gassen, die fast Platzangst auslösen, keine einfache Sache. Vor allem, weil der Lenker wegen des Linksverkehrs auf dem ungewohnten rechten Sitz hockt.

Wer auf «Google Maps» eine Route eingibt, wird aufgrund der Umstände generell eine etwas zu optimistische Zeitangabe erhalten (die Navigationsgeräte sind präziser). Am besten fährt, wer 5 bis 10 Prozent mehr Zeit einrechnet und es wie die Waliser macht: Man nimmt es gemütlich!

PS: Etwas ist ähnlich wie bei uns; nur die wenigsten wissen, wie beim Befahren eines Kreisels geblinkt wird.

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